Pressemitteilung: Vorstellung des Internet Economy Reports 2022

Clark Parsons, Roxaneh Tehran, 08.09.2022

Internet Economy Report 2022 - Status Quo, Ausblick und Handlungsempfehlungen für politische EntscheidungsträgerInnen

Gemeinsam mit Warburg Pincus stellt die IE.F eine umfassende Studie zum Status quo der europäischen Internetwirtschaft vor.

Trotz vieler Fortschritte und positiver Entwicklungen hängt Europas digitale Wirtschaft noch weit hinter denen der USA und Chinas. Wo wir genau stehen und wie wir durch konsequente und kohärente politische Maßnahmen noch aufholen, ist Gegenstand des “Internet Economy Reports 2022”.

Gemeinsam präsentieren die IE.F und Warburg Pincus heute in Berlin den diesjährigen Internet Economy Report 2022. Eingeladene RednerInnen sind unter anderem Verena Hubertz MdB (stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion), Michael Theurer (Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr) und René Obermann (Co-Head of Europe & Managing Director Warburg Pincus, Aufsichtsratschef AIRBUS SE und IE.F Stiftungsratsmitglied) und viele weitere Gäste aus der Wirtschaft und Politik werden erwartet.

Der jährlich aktualisierte Bericht zeichnet ein umfassendes Bild des Status quo der europäischen Internetwirtschaft. Dazu bereitet der Bericht die wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten auf, analysiert aktuelle Trends und leitet politische Handlungsempfehlungen ab, die zur Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit notwendig sind. Zu den Schwerpunktbereichen der Studie gehören Infrastruktur, Risikokapital, Talentgewinnung, Innovation, Wettbewerb und aufstrebende Themen wie Web 3.0 und Metaverse.

Die wichtigsten politischen Forderungen im Überblick:

1) Talent für die Zukunft: Startups unterstützen, Mitarbeiterbeteiligung vereinfachen, Diversität fordern
Die Europäische Kommission sollte sich für Regeln einsetzen, die die Gewährung von Mitarbeiterbeteiligungen einfacher und attraktiver machen. Deutschland, das europäische Schlusslicht bei den ESOP-Rahmenbedingungen, muss jetzt handeln, beispielsweise durch bessere Steuerbedingungen und die Einführung einer neuen Rechtsform bzw. Aktien-Handhabung für Gesellschaften.

Die EU sollte dem Beispiel Frankreich(s) folgen und einen gemeinsamen Rahmen schaffen, um die Einführung von speziellen Tech-Visa in allen Mitgliedstaaten zu fördern.

Vielfalt ist der Schlüssel zur Erweiterung der Unternehmerbasis, insbesondere im Hinblick auf Gründerinnen und Geldgeberinnen. Daher fordern wir die EU-Regierungen auf, ihre Finanzierungsinstrumente mit Programmen zu verknüpfen, die die Vielfalt sowohl bei Start-ups als auch bei VC-Fonds fördern.

2) Kapital für Wachstum und Beschäftigung: Weitere Verbesserung des Zugangs zu Risikokapital in der Spätphase, Stärkung der Exit-Kanäle und die Aktienkultur

Wir ermutigen die europäischen Regierungen, die Expansion erfolgreicher Scale-Ups zu fördern und eine große Hebelwirkung für Investitionen in der Spätphase zu schaffen, z. B. durch ein "Zukunftsfinanzierungsgesetz''.
Die europäische Politik sollte darauf abzielen, die Mobilisierung von Risikokapital durch einen harmonisierten Rechtsrahmen zu erleichtern, der die Exit-Kanäle in Europa attraktiver gestaltet.
Die deutsche Regierung sollte die Mitarbeiterkapitalbeteiligung fördern, u.a. weil Stiftungen und RentnerInnen von guten Renditen profitieren. Außerdem erhalten sowohl etablierte Unternehmen als auch Start-ups mehr Kapital zur Finanzierung ihres Wachstums.

3) Fairer Wettbewerb für Innovation und Wachstum: Regulierung von Plattformen, Stärkung dezentralisierter und interoperabler Single Sign-Ons

Der Digitale Services Act wird ein wichtiges Instrument im Kampf gegen digitale Desinformation und Hassreden im Internet sein, da die Nutzer die volle Kontrolle über ihre Informationen erhalten. Da das Gesetz auf nationaler Ebene durchgesetzt werden soll, muss die Bundesregierung ihren Koordinator für digitale Dienste mit den notwendigen Ressourcen versorgen.

Der Digital Markets Act ist ein Wendepunkt für den fairen Wettbewerb in der Internetwirtschaft, erfordert aber auch Ressourcen und politischen Willen. Wir fordern die europäische Politik auf, die Europäische Kommission mit zusätzlichen Ressourcen auszustatten, um den DMA adäquat umsetzen zu können. Die deutsche Regierung, insbesondere das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, muss eng mit der Kommission zusammenarbeiten und die Ziele des DMA unterstützen.

4) 5G fördert Innovation und neue Geschäftsmodelle, weshalb sein Potenzial von wettbewerbsorientierten Telekommunikationsmärkten genutzt werden sollte

Der beste Weg zur Innovation und zur Entwicklung eines tragfähigen 5G-Ökosystems ist die Unterstützung und Sicherung des Wettbewerbs zwischen etablierten und neuen Marktteilnehmern auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette.

Es sollte ein breiteres Frequenzspektrum für die Nutzung von 5G , sowie für den steigenden Bedarf an künftigen mobilen Kommunikationsdiensten zur Verfügung gestellt werden.
Darüber hinaus sollten die europäischen EntscheidungsträgerInnen softwarebasierte Technologien, wie Open Access Radio Funknetze fördern, um sowohl den Wettbewerb als auch die digitale Souveränität zu stärken.

5) Das Web 3.0. Europa muss darauf abzielen, in den sich entwickelnden Bereichen des Web 3.0 und des Metaverse weltweit führend zu sein

Anstatt nur die Ersten zu sein, die das Web 3.0/DeFi regulieren, muss Europa auch die Ersten sein, die das boomende Innovations-Ökosystem des neuen, dezentralisierten und offenen Webs unterstützen.
Wenn das Metaverse - wie von vielen vorhergesagt - zum neuen Wirtschafts- und Gesellschaftsraum wird, muss Europa sicherstellen, dass interoperable Systeme mit offenen Plattformen und Wettbewerb gewährleistet sind. Andernfalls werden Europas starke Sektoren wie Gaming und Musik wieder einer Handvoll außereuropäischer Hardware-Gatekeeper ausgeliefert sein.