Rede von Prof. Pflüger zur Gründung der IE.F

Prof. Dr. Friedbert Pflüger, 18.04.2016

Ich begrüße Sie herzlich zur Gründung der Internet Economy Foundation.

Vor 25 Jahren machte der britische Informatiker Tim Berners-Lee das am europäischen CERN entwickelte World Wide Web öffentlich und global zugänglich. Seither revolutioniert das Internet unser Leben, unsere Gesellschaft; es treibt die Globalisierung. Die Geschwindigkeit dieses Wandels ist höher als die Fähigkeit der Menschen, ihn politisch und gesellschaftlich zu beherrschen.

Dies gilt weniger in den USA, in China oder Korea, wo man im Gegensatz zur alten Welt, eher die Chancen des technischen Fortschritts sieht. In Europa und zumal in Deutschland überwiegen dagegen oft Ängste. Manche verweigern sich, andere zögern und zaudern - und so wächst die Gefahr, dass wir nicht nur Boden verlieren, sondern ganz abgehängt werden.

Jeder Fortschritt ist ambivalent. Es geht wahrlich nicht darum, alle Technik-Entwicklungen vorbehaltlos zu umarmen. Wohl aber geht es darum, der Digitalisierung offen gegenüber zu stehen, sie zu gestalten und ihre Chancen zum Nutzen aller - mit Leidenschaft und Augenmaß - zu ergreifen.

Die Internet Economy Foundation will in dieser dynamischen Welt eine neugierige Denkfabrik, ein unabhängiger Ratgeber und ein kompetenter Dialogpartner sein.

Als überparteiliche Institution soll die IE.F eine wegweisende Stimme für Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft werden, die Informationen über neuste Entwicklungen liefert und die Interessen der deutschen und europäischen Internetwirtschaft im globalen Kontext definiert und vertritt.

Angst, Abwendung oder Abschottung sind bei dem Blick auf Amerika oder Asien schlechte Ratgeber! Wir wollen keinen Protektionismus! Aber wir wollen Anstrengungen bei der schnellen Entwicklung der eigenen Fähigkeiten – bei Plattformen und Netzausbau, bei dem Schutz persönlicher und der Nutzung gesellschaftlich wichtiger Daten, bei der Start-up Kultur in ihren verschiedenen Phasen, bei Venture Capital und der Schaffung eines gesetzlichen Rahmens für fairen Wettbewerb. Ralph Dommermuth hat im heutigen Handelsblatt-Interview wichtiges dazu gesagt.

Wir alle sind in den letzten Jahren Zeuge geworden, wie es gelungen ist, die Energiepolitik zu revolutionieren – und von der old economy zu einer effizienten und klimafreundlichen Energiewirtschaft zu kommen. Alles andere als perfekt, ist doch eine Energiewende gelungen, mit der vor einem Jahrzehnt niemand rechnen konnte. Sie wurde in dem Moment möglich und erfolgreich, als sie ein gesamtgesellschaftliches Projekt wurde.

In ähnlicher Weise brauchen wir jetzt eine Digitalwende, damit die vordenkenden Politiker - die wir in der Bundesregierung finden, aber auch bei Grünen und FDP - Unternehmer und Wissenschaftler endlich von einer breiten Pro-Digital-Bewegung in der Gesamtgesellschaft unterstützt werden.

Bei einem unserer Digitaldialoge am Reichstag, die Ralph Dommermuth und ich initiert hatten, forderte der Staatssekretär im BMWI, Matthias Machnig, im Juni vergangenen Jahres von den anwesenden Unternehmern, endlich die Interessen der deutschen Internetwirtschaft klar zu benennen und zu artikulieren. Wir trafen uns dann in kleiner Runde im November, um Machnigs Forderung nachzukommen und ein Papier mit Kernthesen zu formulieren. Stefan Schaible war dabei, ebenso wie Thomas Jarzombek. Schon nach wenigen Minuten der Diskussion hielt Ralph Dommermuth inne: es reiche nicht, einmalig ein Papier zu veröffentlichen: wir brauchten einen auf Dauer angelegten Think Tank, ein Forum für die digitale Ökonomie in Deutschland und Europa.

Fünf Monate später gründen wir nun die Internet Economy Foundation und legen eine Studie vor, die Roland Berger gemeinsam mit uns über die notwendigen Schritte in unsere digitale Zukunft erarbeitet hat.

Ich bin dem Stiftungsrat mit seinem Vorsitzenden Ralph Dommermuth, mit Oliver Samwer, Rene Obermann, Robert Grenz, Kolja Hebenstreit und Klaus Hommels dankbar für das Vertrauen, dass sie Clark Parsons, unserem Geschäftsführer, und mir schenken.

Wir sind Ihnen dankbar, dass sie heute dieser Gründung beiwohnen. Wir freuen uns auf den Austausch und die Zusammenarbeit mit Ihnen.